Ergo bibamus
Johan Wolfgang Goethe, 1810
Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun, drum Brüderchen:
ergo bibamus!
Die Gläser sie klingen, Gespräche sie ruhn, beherzigt: ergo bibamus!
Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort, es passet zum erste
und passet sofort und schallet
ein Echo vom festlichen ort, ein herrliches: ergo bibamus! ein herrliches:
ergo bibamus!
Mich ruft mein Geschick von den Freuden hinweg, ihre Redlichen:
ergo bibamus!
Ich scheide von ihnen mit leichtem Gepäck, drum doppeltes ergo bibamus!
Und was auch der Filz von dem Leibe sich schmorgt,
so bleibt für den Heit'ren doch immer gesorgt, weil immer dem Frohen
der Fröhliche borgt, drum Brüderchen: ergo bibamus!
Was sollen wir sagen zum heutigen Tag?
Ich dächte nur: ergo bibamus!
Er ist nun einmal von besonderem Schlag, drum aufs neue: bibamus!
Er führt die Freunde durchs offene Tor, es glänzen die Wolken, es
teilet sich der Flor,
da scheint uns ein Bildchen, ein göttliches vor, wir klingen und singen:
bibamus
Gaudeamus
Christian Wilhelm Kindleben, 1781
Gaudeamus igitur, juvenes dum sumus;
Post jucundam juventutem, post molestam
Senectuem, nos habebit humus!
Ubi sunt, qui ante nos in mundo fuere?
Vadit ad superos, transite ad inferos,
Ubi jam fuere.
Vivat academia, vivant professors,
Vivat membrun quodlibet, vivant membra
Quaelibet, simper sind in flore!
Pereat tristitia, pereant osores, pereat
Diabolus, quivis anteburschius,
Atque irrisore
Sind wir vereint zur guten Stunde
Ernst Moritz Arndt,1815
Sind wir vereint zur guten Stunde, wir starker deutscher Männerchor,
so dringt aus jedem frohen Munde die Seele zum Gebet hervor;
/: denn wir sind hier in ernsten Dingen mit hehrem, heil'gen Gefühl,
drum muss dir volle Brust erklingen, ein volles, helles Saitenspiel. :/
Wem soll der erste Dank erschallen?
Dem Gott der groß und wundervoll aus langer Schande
Nacht uns allen in Flammenglanz erschienen war;
Der unsrer Feinde Trotz zerblitzet,
der unsre Kraft uns schön erneut und auf den Sternen waltend sitzet
von Ewigkeit zu Ewigkeit
Das zweite - hebt zur hehren Weihe die Hände und die Herzen
Hoch!
Es lebe alte deutsche Treue, es lebe deutscher Glaube hoch!
Mit diesen wollen wir's bestehen, sie sind des Bundes Schild und Hort;
Fürwahr, es muss die Welt vergehen, vergeht das feste Männerwort!
Rückt dichter in der heil'gen Runde und klingt den letzten
Jubelklang!
Von Herz zu Herz, von Mund zu mund erbrause freudig der Gesang!
Das Wort, das unsern Bund geschürzet, das Heil,
dass uns kein Teufel raubt und kein Tyrannentrug uns kürzrt,
dass sei gehalten und geglaubt!
Die Gedanken sind frei
um 1780
Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger sie schießen, es bleibt
dabei:
Die Gedanken sind frei!
Ich denke, was ich will, und was mich beglücket, doch alles
in der Stille,
und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren kann niemand verwehren, es bleibt dabei:
Die Gedanken sind frei!
Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker, das alles sind
rein vergebliche Werke;
Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei!
Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen,
und will mich auch nimmer mit Grillenmehr Plagen
Man kann ja stets im herzen stets lachen und schertzen und denken dabei:
Die Gedanken sind frei!
Ich liebe den Wein, mein Mädchen vor allen, sie tut mir
allein am besten gefallen.
Ich bin nicht allein bei meinem Glas Weine:
Mein Mädchen dabei, die Gedanken sind frei!
Krambambuli
Christoph Friedrich Wedekind, 1745
Krambambuli, das ist der Titel des Tranks der sich bei uns bewährt;
Er ist ein ganz probates Mittel, wenn uns was Böses widerfährt.
/: Des Abends spät, des Morgens früh trink ich mein Glas Krambambuli,
Kram-bim-bam-bam-bu-li, Kran-bam-bu-li!:/
Bin ich im Wirtshaus abgestiegen gleich einem großen Kavalier,
dann lass ich Brot und Braten liegen und greife nach dem Propfenzieh'r;
/:dann bläst der Schwager tantari zu einem Glas Krambambuli. :/
Reißt mich's im Kopf, reißt mich's im Magen, hab
ich zum Essen keine Lust,
wenn mich die bösen Schnupfen plagen, hab ich Katarrh auf meiner Brust:
/:was kümmern mich die Medici? Ich trink mein Glas Krambambuli. :/
Ist mir mein Wechsel ausgeblieben, hat mich das Spiel labet
gemacht,
hat mir mein Mädchen nicht geschrieben, ein'n Trauerbrief die Post gebracht:
/:dann trink ich aus Melancholie ein volles Glas Krambambuli:/
Ihr dauert mich, ihr armen Toren, ihr liebet nicht, ihr trinkt
nicht Wein;
Zu Eseln seid ihr auserkoren, und dorten wollt ihr Engel sein:
/:sauft Wasser, wie das liebe Vieh, und meint, es sei Krambambuli! :/
Wer wider uns Krambambulisten sein hämisch Maul zur Missgunst
rümpft,
den halten wir für keinen Christen, weil er auf Gottes Gabe schimpft;
/:ich gäbe ihm, ob er Zeter schrie, nicht einen Schluck Krambambuli,
:/
Ich sitz so gern in der Schenke
Hans Gibisch,1907
Ich sitz so gern in der Schenke bei lustiger Tafelrunde,
da trinke ich dann und denke an manche frohe Stunde.
Und wenn der Wein im Becher glüht, dann sing ich ein altes Lied:
Ich sitz so gern beim Humpen, da wird das Herz mir weit
/:und einen alten Lumpen, so heißen mich die Leute! :/
Ein Freund war einst mein eigen, wir teilte Glück und Harm,
er ward ein feiner Herre, ich blieb mein Lebtag arm.
Und wenn ich nun vorübergeh, schaut er zur Seit, das tut mir weh.
Drum sitz ich so gern beim Humpen, da wird das Herz mir weit
/:und einen alten Lumpen, so heißen mich die Leute! :/
Ich liebt einst ein Mädchen, das schwur mir Lieb und Treu.
Sie ging in Samt und Seide, ich schlief auf Stroh und Streu.
Was liegt daran. Sie war ja reich, wenn ich auch elend bin und bleich.
Drum sitz ich so gern beim Humpen, da wird das Herz mir weit
/:und einen alten Lumpen, so heißen mich die Leute! :/
Ich träume in Burschentagen von meines Volkes Ehr.
Mein Volk, das war zerschlagen im Herzen tief und schwer.
Du liebes deutsches Vaterland, wie drückt mich deine Not und Schand.
Drum sitz ich so gern beim Humpen, da wird das Herz mir weit
/:und einen alten Lumpen, so heißen mich die Leute! :/
Sitz ich nun in der Schenke, dann träum ich manche Stund:
Da gibt mein Mädele wieder zum Kuss mir ihren Mund,
da reicht der Freund mir seine Hand, und frei dünkt mich mein Vaterland.
Drum sitz ich so gern beim Humpen, da wird das Herz mir weit
/:und einen alten Lumpen, so heißen mich die Leute! :/
Das Lied der Deutschen
Heinrich Hoffmann von Fallersleben - 1841
1. Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zum Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt -
|: Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt. :|
2. Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang.
|: Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang. :|
3. Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland !
Danach laßt uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand !
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand.
|: Blüh' im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland. :|
Das Lied der Deutschen
Ein junges Volk steht auf
Werner Altendorf - ?
1. Ein junges Volk steht auf, zum Sturm bereit !
Reißt die Fahnen höher, Kameraden !
Wir fühlen nahen unsere Zeit,
Ja die Zeit der jungen Soldaten.
Vor uns marschieren mit sturmzerfetzten Fahnen
Die toten Helden der jungen Nation,
Und über uns die Heldenahnen.
Deutschland, Vaterland, wir kommen schon !
2. Wir sind nicht Bürger, Bauer, Arbeitsmann,
Haut die Schranken doch zusammen,
Kameraden, uns weht nur eine Fahne voran,
Ja die Fahne der jungen Soldaten !
Vor uns marschieren mit sturmzerfetzten Fahnen
Die toten Helden der jungen Nation,
Und über uns die Heldenahnen.
Deutschland, Vaterland, wir kommen schon !
3. Und welcher Feind auch kommt mit Macht und List,
Seid nur ewig treue Kameraden !
Der Herrgott, der im Himmel ist,
Liebt die Treue der jungen Soldaten.
Vor uns marschieren mit sturmzerfetzten Fahnen
Die toten Helden der jungen Nation,
Und über uns die Heldenahnen.
Deutschland, Vaterland, wir kommen schon !
Ein junges Volk steht auf
Ich hatt´ einen Kameraden
Ludwig Uhland - 1809
1. Ich hatt' einen Kameraden,
Einen bessern findst du nicht.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
|: Im gleichem Schritt und Tritt. :|
2. Eine Kugel kam geflogen:
Gilt sie mir oder gilt sie dir ?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt vor meinen Füßen
|: Als wär's ein Stück von mir :|
3. Will dir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad'.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew'gen Leben
|: Mein guter Kamerad ! :|
FORTSETZUNG FOLGT